Sonntag, 23. August 2009

Hvalsenteret Andenes

In Andenes, einem Hafenort an der Nordspitze der Inselgruppe Vesterålen gelegen, befindet sich eines der größten und anerkanntesten Walforschungszentren der Welt. Ungefähr zweihundert Pottwale, ausnahmslos Männchen, halten sich hier am Kontinentalabhang auf, um sich für die Weibchen, die in südlicheren Meeren warten, den Bauch vollzuschlagen. Der dickste und größte Bulle wird von den Walkühen erhört. Vor Andenes ist der Kontinentalabhang besonders nahe an der Küste und wie eine Schlaufe geformt. Hier wird besonders viel Tiefenwasser hochgespült, das ein reiches Nahrungsangebot mit sich bringt: der rechte Ort, um das Wettessen zu beginnen. Die Männchen erreichen dabei ein Gewicht von bis zu 75 Tonnen und eine Länge von 20 Metern.
Die Pottwale gehören zu den Zahnwalen, die in die Tiefsee hinuntertauchen, um hier zu jagen. Wie man am Mageninhalt erlegter Wale und an den Verletzungen der Haut erkennen kann, nehmen die Tiere es sogar mit den furchterregenden Riesenkraken auf.
Jedes Individuum ist an seiner speziellen Schwanzflosse erkennbar, diese ist so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck. Auch die Klicklaute sind den einzelnen Tieren genau zuzuordnen.
Wir haben die Möglichkeit im Rahmen einer Walsafari eines der Forschungsschiffe zu begleiten! Nach ungefähr einer Stunde Fahrt auf rauer See stoppt das Schiff das erste Mal die Motoren. Die Männer beziehen ihre Beobachtungsposten, einer von ihnen hoch oben im Mastbaum. Mit Kopfhörern für die Klicklaute und natürlich mit Ferngläsern beginnt die konzentrierte Suche. Alles schaut gebannt auf das dunkle Wasser! Im Führerhaus wird die Tiefe mit Hilfe des Echolots abgesucht. Nach ungefähr einer halben Stunde Horchen, Fahren, Horchen, Fahren... ist es soweit: Der erste Graurücken ist in der Ferne auszumachen, leicht zu erkennen an der fauchenden Wasserfontäne über dem Atemloch. In Schleichfahrt nähert sich das Schiff vorsichtig an.
Viermal gelingt es uns, die beeindruckenden Meeressäuger ausfindig zu machen. Die längste Beobachtung dauert 10 Minuten, ehe das Tier mit senkrecht emporgestreckter Schwanzflosse abtaucht.

Im Trollfjord

In rascher Fahrt verlässt unser Schiff den geschäftigen Hafen von Svolvær. Die einsame Insel Lille Molla zieht vorbei, eine Lachsfarm, Bergzacken, einer wilder als der andere. Als wir den Trollfjord erreichen, schieben sich die Felswände immer enger zusammen. Wie durch eine enge Gasse gleitet das Schiff auf dem dunklen Fjordwasser.
Bei der Rückfahrt verspricht man uns Seeadler, die zum Schiff kommen sollen! Wer's glaubt, wird selig! Einer der Schiffsleute beginnt gelangweilt Brotstücke ins Wasser zu werfen und lockt so eine Reihe von Möwen an, die fortan in elegantem Flug unser Schiff begleiten. Am Boden neben dem Mann steht ein Kübel voller Fisch. Ich bin gerade dabei, die Möwen zu filmen, als sie plötzlich alle, wie auf Kommando abdrehen - und weg sind sie!

Hoch oben schwebt der erste Seeadler, gleich drauf sind es zwei. In immer enger werdenden, konzentrischen Kreisen schrauben sie sich herab und stürzen sich schließlich auf den ihnen zugeworfenen Fisch. Die Schwingen haben eine Spannweite von mindestens zwei Metern, den scharfen Augen und den tödlichen Krallen entgeht nichts.


Gelassenheit schärft den Blick für das Wesentliche.

Chinesische Weisheit